Dekonstruierte Glamourwelt

Gibt es ein Jenseits? Die junge Amerikanerin Maureen (Kristen Stewart) braucht Beweise. Nach dem Tod ihres Zwillingbruders lebt sie, wie er einst, in Paris. Als Personal Shopper für einen Fashion-Superstar (Nora von Waldstätten) verbringt sie ihre Tage damit, mit dem Zug zwischen Paris und London zu jetten und in teuren Boutiquen Einzelstücke für ihre Arbeitgeberin auszuwählen.
Hinter den Kulissen der Fashionwelt bewegt sich Maureen mit ihrem explizit unaufwendigen Outfit als versierter, dabei herrlich desinteressierter Profi, was Kleider, Gürtel und Handtaschen angeht. Heimlich probiert sie die Klamotten ihrer hassenswerten Chefin an, ist dabei auf der Suche nach sich selbst, nach einem anderen Blick, einer anderen Welt, nach Freiheit vielleicht. Des Nachts wandert die ruhelose Heldin durch die dunkle Villa ihres toten Bruders, hungrig nach einem Zeichen. Als sie in der Villa eine rätselhafte Erscheinung wahrnimmt, scheint ihr Warten endlich belohnt. Was aber heißt das für sie? Kurz darauf lernt sie den seltsamen Liebhaber ihrer Chefin kennen (Lars Eidinger) und wird von da an von immer bedrohlicheren Kurznachrichten eines Unbekannten terrorisiert. Es kommt zum Gruselhöhepunkt.
Radikal dekonstruiert Regisseur Olivier Assayas mit dem originellen Genrefilm die Welt des Glamours, setzt das Nebeneinander individueller Wirklichkeiten dagegen. Mit Lichtentzug und Unruhe erzeugt er jene fiebrige Atmosphäre, in der sich Stewarts verquälte, zudem äußerst uneitle Suchbewegung entfaltet. Die androgyne Kraft, mit der die Actrice die Verlorenheit der Trauernden verkörpert, hilft über dramaturgische Fragezeichen hinweg.

Personal Shopper, Frankreich / Deutschland 2016, 105 Minuten. Buch und Regie: Olivier Assayas. Mit: Kristen Stewart, Lars Eidinger, Nora von Waldstätten, Sigrid Bouaziz, Filmstart 19. Januar 2017.