Soundtrack to a Coup d’État

Missy Magazine 1/2025 – Filmrezi über den Kampf um den Kongo in den 60ern

Ein Elefant schwebt in einem Tragegurt durch die Luft, plumpst in die Tiefe, ein Dieb fuchtelt mit dem Degen, den er dem belgischen König in Léopoldville, dem heutigen Kinshasa, entwendet hat, der aufgebrachte sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow schimpft an seinem Rednerpult: Es sieht so aus, als hätte der belgische Regisseur Johan Grimonprez einen Wust an Filmmaterial in kleine Fetzen geschnitten und  sie in einer Jam-Session neu zusammengesetzt. In seinem ebenso rasant wie aufregend komponierten, überbordenden Dokumentarfilmessay erzählt er so vom Unabhängigkeitskampf des Kongo im Kalten Krieg 1960: Die belgische Kolonialmacht sitzt auf den Uranminen im Süden; die USA wollen Kontrolle über die Bodenschätze, die sie für Nukleartechnologie brauchen. In all diesem Chaos werden Jazzmusiker*innen in den Kongo geschickt, um Werbung für den american way of life zu machen. Sie werden eingespannt, wissen aber nicht, dass der CIA gegen Patrice Lumumba, den kongolesischen Anführer der Unabhängigkeitsbewegung und ersten Premierminister, intrigiert. Denn der möchte auch die Kontrolle über die Minen in der südlichen Region Katanga behalten. Um dies zu verhindern, zieht der CIA die Strippen und es kommt zum Staatsstreich durch General Mobutu. Energiegeladener Jazz von Max Roach, Nina Simone, Miriam Makeba, Louis Armstrong und weiteren liefert den Soundtrack zu einem aufrüttelnden und grandiosen Politdrama.

Start: 06. Februar 2025